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Lesung in der Kapernaum-Kirche in Resse

Schon der Eingang war liebevoll hergerichtet: In großen Lettern wurden meine Zuhörer durch eine extra aufgestellte Tafel auf die Lesung eingestimmt. Der Kirchraum war durchflutet von Sonnenstrahlen, die Tische mit Tischdecken und Kaffeegeschirr gedeckt. Es durfte nach Kaffee und Tee sowie leckerem, selbstgebackenem Kuchen.

 

Nach dieser Stärkung, bei der sich auch schon erste Gespräche entwickelten, führte ich meine Zuhörer für etwa eine Stunde um die Welt. Gestartet wurde in Linden, weiter ging es über Bissendorf und Puerto Plata, bis nach Havanna und New York. Um die einzelnen Ereignisse aus Minnies aufregender Lebensgeschichte gut zu verknüpfen, folgte nach jeder der vier ausgesuchten Lesepassagen ein Erzählteil. Beides habe ich, wie bei meinen Veranstaltungen üblich, mit Fotos und Dokumenten aus Minnies fast 100-jährigem Leben untermalt.

 

Genau diese Dokumente waren anschließend ein guter Anknüpfungspunkt, um mit meinem Publikum ins Gespräch zu kommen. Fragen wie “Wo kann man solche Dokumente finden?” oder “Gibt es noch Kontakt zu Minnies Familie?” sollen hier stellvertretend für die vielen Themen genannt werden, die diskutiert wurden. Viele Zuhörer und Zuhörerinnen kannten eigene Auswanderergeschichten aus der Familie, manche hatten nach Jahren der Stille über Zufälle wieder Kontakt miteinander aufgenommen.

Eine Dame kam zu dem Schluss, dass sie vielleicht doch ihre Familiengeschichte aufschreiben sollte. Bisher hatte sie dies für nicht so wichtig erachtet, trotz der Nachfragen seitens der Kinder. Angeregt durch Minnies Lebensgeschichte kam sie aber nun zu der Überlegung, dieses Vorhaben doch anzugehen. Das sind genau die Momente, in denen mir immer wieder bewusst wird, wie wichtig es ist, Lebensgeschichten weiterzuerzählen.

 

“Es sind gerade die kleinen Dinge, das Alltagsleben, das auf diese Weise erhalten bleibt. Die geschichtlichen Ereignisse werden in den Geschichtsbüchern festgehalten. Aber wenn die jeweiligen Zeitzeugen nicht mehr sind, gehen die Erlebnisse und Beschreibungen des ganz normalen Alltags der jeweiligen Zeit verloren”, sagte mir ein paar Tage später ein guter Bekannter, mit dem ich mich über die Lesung in Resse unterhalten habe. Ich kann ihm da nur zustimmen.

 

Organisiert wurde der Nachmittag von Frau Meinen, Frau Meyer und Frau Schmidt. Herzlichen Dank für die Möglichkeit mit Minnie in Resse zu Gast zu sein und auch für die schöne Bewirtung. Ebenfalls großer Dank gebührt Frau Pastorin Lonkwitz für die Idee, Minnie nicht nur in Bissendorf, sondern auch in Resse willkommen zu heißen.