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Eine lebenslange Freundschaft

Auf dem Nachbaranwesen arbeitete ein deutsches Paar, Berta und Helmut Kreutz. Wir wurden enge Freunde. Berta arbeitete als Köchin und Helmut als Butler. Sie hatten einen Sohn in Lotties Alter, der bei Verwandten in Deutschland lebte. Als sie Lottie sahen, bekamen sie Heimweh nach Dieter und ließen ihn im Juli 1932 rüberkommen.“ Es war der Beginn einer lebenslangen Freundschaft zwischen den Faltins und den Kreutzers. Minnie Faltin berichtete davon in ihren Lebenserinnerungen. Die Faltins hatten Anfang der 1930er Jahre eine Anstellung auf dem privaten Anwesen von Mr. Tosh G. Parish in Gladstone N. J. gefunden. Peter kümmerte sich um die Landwirtschaft und den riesigen Obstgarten, Minnie war für die Wäsche und das Buttermachen zuständig.

 

Bereits beim Schreiben von „Seid alle herzlich gegrüßt, Eure Minnie“ hatte ich Dieters Reise über den Atlantik recherchiert und auch im Buch verarbeitet. Im Juli 2020, 88 Jahre nach Dieters Reise, habe ich von der Fotografin Grace Nast, Minnies Urenkelin, ein Bild von Dieter und Lottie aus den 1930er Jahren erhalten und mich an diese Geschichte erinnert.

 

Dieter ist im Juli 1932 auf der S. S. Deutschland von Hamburg nach New York gereist. Die Abfahrt in Hamburg war am 14. Juli, Ankunft in New York am 22. Juli 1932. Das Visum mit der Nummer 6917 QIV wurde am 2. Juni 1932 in Berlin ausgestellt. Sein letzter Aufenthalt in Deutschland war bei seinem Onkel Walter in Gransee-Neuruppin. Begleitet wurde er von seiner 48-jährigen Oma Martha , die ebenfalls in Gransee wohnte. Diese Reise der beiden ist in den Passagierlisten der ankommenden Schiffe in New York zu finden.

Dieter steht auf der Liste der immigrierenden Passagiere, Marthas Daten dagegen wurden in der Liste der non-immigrant-passenger notiert, sie war also nur zu Besuch. Als Pfand für ihre Ausreise musste sie eine Kopfsteuer hinterlegen, die ihr bei der Rückreise nach Deutschland erstattet wurde. Sowohl Dieters als auch Marthas Reise wurde von Helmut, Dieters Vater, bezahlt. Ich stelle mir vor, wie Berta und Helmut in New York am Hafen stehen und ihren Sohn endlich wieder in die Arme schließen konnten. Ein schönes Bild! Aber nach 59 Tagen, Mitte September 1932, musste sich Martha von ihrem Enkel, der Tochter und dem Schwiegersohn wieder verabschieden und sich auf den Weg nach Deutschland machen.

 

Lottie spielte gern mit Dieter und zwei Jahre gingen die beiden auch zusammen zur Schule“. Bis zum Frühjahr 1936 konnten Minnie und Peter in Gladstone bleiben, dann gab Mr. Parish die Landwirtschaft auf und die Familie zog weiter nach Rifton. Berta und Helmut traten einige Jahre später die Rückreise nach Deutschland an. Die Familien hielten aber weiter Briefkontakt, so dass Minnie und Berta sich 1959 bei Minnies erstem Deutschlandbesuch in Bissendorf wiedersahen. Und auch 1981, bei Minnies letzter Reise in die alte Heimat, durfte ein Besuch bei Familie Kreutz in Hamburg nicht fehlen.

 

Eine wahrhaft lebenslange Freundschaft.